Bertrand grübelt darüber nach, wie er das Mobbing-Video seiner Tochter aus dem Internet entfernen lassen kann. Und außerdem ist er unsterblich, aber unglücklich verliebt – in die Stimme einer Callcenter-Agentin in der Südsee. Christine dagegen ist Uber-Fahrerin und bekommt trotz redlichen Bemühens immer nur 1-Stern-Bewertungen, was sie langsam zur Verzweiflung treibt. Und Marie muss seit ihrer Trennung Stück für Stück ihr Mobiliar verkaufen, um über die Runden zu kommen. Und wird dann auch noch mit einem Sex-Tape erpresst.
Neben ihrem Kampf gegen die Online-Windmühlen verbindet die drei Nachbarn auch noch eine gemeinsame Vergangenheit als Gelbwesten, die sie bereits zu verklären beginnen. Doch der Kampfgeist aus dieser Zeit ist ihnen geblieben, darum beschließen sie, die Probleme an der Wurzel zu packen: nämlich im Hauptquartier von Google.
Der deutsche Titel der absolut irren Komödie „Online für Anfänger“ wird dem Film leider wie so oft nicht gerecht. Die Doppelbödigkeit des Originaltitels „Effacer l’historique“, was soviel heißt wie „Die Geschichte löschen“ enthält auch etwas von verstecktem Handlungsaufruf, den die Regisseure dieser Donquichotterie ihre Protagonisten auf groteske Weise ausführen lassen.
Benoit Delépine und Gustave Kervern haben die vielen kleinen Absurditäten, mit denen uns die Online-Welt Tag für Tag konfrontiert, genau beobachtet und daraus eine herrlich übersteigerte Farce gebaut. Und obwohl ihre Helden auch manchmal ziemlich auf die Nerven gehen, gab es beim französischen Publikum schon mal viel Identifikationspotenzial. Eine halbe Million Zuschauer hat der Film in Frankreich in die Kinos gelockt. Und nicht nur das: bei der Berlinale gab es letztes Jahr den Silbernen Bären.
Online für Anfänger. Ab 15.10. im Kino. Johannes Rhomberg