Wolf ist geradezu besessen von der Idee der biologischen Kampfstoffe im Irak. Abteilungsleiter Schatz kann dem auch Einiges abgewinnen, vor allem deshalb, weil er darauf hofft, durch deren Auffinden die Karriereleiter hinauf zu klettern. Er setzt Wolf darauf an, dem irakischen Asylwerber Rafid auf den Zahn zu fühlen, der behauptet, im Irak an der Herstellung des Nervengifts Anthrax beteiligt gewesen zu sein.
Als Wolf genug Beweise gefunden zu haben glaubt, berichtet er Schatz davon. Der ist so begeistert, dass er nicht einmal mehr die Überprüfung der These abwarten will. Rafid genießt fortan unter dem Decknamen „Curveball“ den Schutz des deutschen Staates und bekommt sogar die Staatsbürgerschaft. Nur dass seine Geschichte von vorn bis hinten erlogen ist. Davon wusste man im deutschen Kanzleramt, als die USA 2003 dem Irak den Krieg erklärten. Und hat dennoch nichts getan, um den fadenscheinigen Vorwand zu demaskieren.
Ein Skandal, der bereits 2005 eigentlich aufgeflogen war. Denn der Kronzeuge Rafid alias Curveball ging damit an die Öffentlichkeit. Passiert ist daraufhin wenig, denn der Krieg war ja schon vorbei. Das letzte unglaubliche Kapitel in dieser Geschichte, die Regisseur Johannes Naber zu einer faszinierenden Groteske verdichtet hat. Naber ist ein Spezialist für politische Stoffe, wie er bereits mit seinem Kammerstück „Die Kannibalen“ bewiesen hat.
Sebastian Blomberg begeistert als hinters Licht geführter BND-Experte und Thorsten Merten schafft bei seinem vor Karrieregeilheit blinden Abteilungsleiters Schatz den eleganten Spagat zwischen Komik und Ernsthaftigkeit.
Curveball. Ab 8.10. im Kino. Johannes Rhomberg