Die drohende Zwangsvollstreckung setzt seinem Vater so zu, dass er ins Krankenhaus muss. Nikos führt das Geschäft zum ersten Mal allein, und das in dieser schwierigen Situation. Nach dem Motto „Kommt der Prophet nicht zum Berg, muss der Berg zum Propheten“ baut sich Nikos einen fahrenden Laden, und stellt seine Stoffe auf dem Markt aus. Aber auch die größte die Liebe zum Handwerk und zu den Stoffen nützt nichts, wenn die Kundschaft im ausgebluteten Griechenland kein Geld mehr dafür hat.
Durch Zufall kommt er zu dem Auftrag, ein Hochzeitskleid zu nähen. Und entdeckt im Zuge, dass auch seine Nachbarin ein Faible fürs Nähen hat. Die beiden tun sich zusammen, und haben bald ein florierendes Geschäft. Und zwischen ihnen blüht es bald auch. Papa Karalis jedoch tut sich schwer mit dem neuen Geschäftszweig des Juniors.
Die junge deusch-griechische Regisseurin Sonia Kenterman legt mit „Der Hochzeitsschneider von Athen“ ihren ersten Langfilm vor. Und der besticht vor allem durch seine Liebe zum Detail. Die Sorgfalt, die Kenterman der Darstellung des gebeutelten Handwerks der Herrenschneiderei widmet, lässt den Funken der Empathie für ihre Hauptfigur überspringen, was der manchmal schleppende Erzählfluss wohl nicht geschafft hätte.
Eine Figur, die mit den politischen Stürmen, die Griechenland während des letzten Jahrzehnts heimgesucht haben, eigentlich nichts zu tun haben will, aber von ihren Auswirkungen voll getroffen worden ist. Für Regisseurin Kenterman steht Nikos stellvertretend für eine ganze Generation. Ein im besten Sinne kleiner Film über die kleinen Leute im Griechenland von heute.
Der Hochzeitsschneider von Athen. Ab 24.9. im Kino. Johannes Rhomberg