. »Unversehrt. Frauen und Schmerz«, erschienen bei HarperCollins, ist ein unglaublich dichter, hervorragend recherchierter Gang durch Gewalt an Frauen, durch weibliches Leid und Schmerz; erwachsen aus dem Ärger darüber, dass die Schmerzen ihrer mittlerweile verstorbener Großmutter ihr Leben lang nicht ernst genommen wurden. Es ist aber auch paradox: Einerseits herrscht das Bild der wehleidigen Frau vor, die andererseits mit Periode und Geburt heftigste Schmerzen ertragen muss. Die tragendsten Sätze im Buch: »Ein betroffener Mann bekommt Schmerzmittel. Eine Frau etwas für die Nerven.« Der sogenannte Gender-Pain-Gap beweistsogar, dass weiblicher Schmerz anders bewertet wird als männlicher. Kein Wunder also, dass Krankheiten wie Endometriose oder Fibromyalgie erst so spät entdeckt und erforscht wurden. Biringer holt wirklich sehr weit aus, auch die psychische Komponente kommt bei ihr nicht zu kurz, was bei aller bemerkenswerter zusammengetragener Recherche manchmal vielleicht sogar einen zu großen Bogen spannt. Das beweist aber vor allem, wie viel die Autorin zu sagen hat. »Unversehrt« tut auch beim Lesen weh. Gerade deshalb sollten Sie es lesen!
Unversehrt
v. Eva Biringer
Harper Collins