Genauso wie John Coltrane’s letztes verschollenes Werk ist auch “Blue World” eine wichtige Ergänzung zum Coltrane-Katalog. Bei den Recherchen im Nachzug zu "Both Directions At Once" fand man ein weiteres Tonband mit einer bislang komplett unveröffentlichten Session des Meisters.
1964 wurde Coltrane von Gilles Groulx, einem kanadischen Filmemacher, gebeten, die Musik zu seinem Film "Le chat dans le sac" zu machen. Er willigte ein und trommelte noch im selben Jahr seine Quartett-Formation Jimmy Garrison, Elvin Jones und McCoy Tyner zusammen. Es entstand „Blue World“. Und das zwischen den Aufnahmen für die legendären Alben "Crescent" und "A Love Supreme".
„Blue World“ offenbart Coltranes persönlichen Fortschritt sowie die interaktive Konsistenz, die das Quartett bis 1964 als gemeinsame Signatur etabliert hatte. So dramatisch, so schwungvoll und doch anders als der Sound, den Coltrane zuvor geliefert hatte. Und gerade das macht den Fund auch so besonders. „Blue World“ zeigt uns, dass Jazz definitiv zur alternativen Musik dieses Jahrhunderts gehört.
Jürgen Drimal (head of music)
Anspieltipps der Musikredaktion:
- Naima (Take 1)
- Village Blues (Take 2)
- Blue World
- Like Sonny