Seit Michael Kiwanuka vor vier Jahren sein Debüt Home Again vorgelegt hat, ist er der neue Star am Soul-Himmel. Kalkül wäre es da gewesen, möglichst bald das zweite Album folgen zu lassen, Aber Kiwanuka hat sich Zeit genommen. Und die gibt er uns jetzt in mehrfacher Weise zurück. Denn das Album bremst bewusst beim Tempo, um sich so richtig auszubreiten. Nicht wenige der 10 Songs auf dem Album sind über 5 Minuten lang.
Gemeinsam mit Produzent Danger Mouse baut er wunderbar melancholische Songs auf, getragen von herrlichen Streicherarrangements. Immer wieder lässt er sie auseinander fallen, um sie gleich darauf noch einmal höher zu schrauben. Kiwanuka greift auch zur elektrischen Gitarre, die er mal durch Phaser, mal durch Verzerrer jagt, was dem Album einen leicht psychedelischen Touch hinzufügt.
Und dann sind da noch natürlich Michael Kiwanukas Vocals. Innere Zerrissenheit, Identitätssuche und Schmerz sind die Themen, die ihn umtreiben. Und das hat er auf so eindringliche Weise umgesetzt, dass man ihm jedes Wort glaubt. Was nicht bedeutet, dass er beim Sound für die Vocals auf Experimente verzichtet hätte. Vintage-Mikrofone, Phaser, breite Hallräume fügen viele Farben hinzu.
Auf sein Gefühl zu hören, hat sich für Michael Kiwanuka gelohnt. Love and Hate ist ein großer Wurf, melancholisch, aber nie larmoyant, experimentell, aber nie unhörbar. Einfach richtig gute Musik.
Die Anspieltipps der Musikredaktion:
- Cold Little Heart
- Black Man In A White World
- One More Night- Love & Hate
- I’ll Never Love
- Place I Belong