Die 20-jährige Maryam hat ihren Zeitehemann im Streit zu Boden gestoßen. Dieser ist an den Folgen des Sturzes verstorben. Nach islamischem Recht steht darauf die Todesstrafe. Die einzige Chance für Maryam aus der Sache herauszukommen, ist, dass Mona, die Tochter ihres verstorbenen Ehemannes, ihr vergibt. Damit sie das tut, soll Maryam in der Fernsehshow „Joy of Forgiveness“ sie live um Gnade anflehen.
Doch Maryam versucht stattdessen zunächst energisch, sich zu verteidigen. Ein Verhalten, das bei den Showrunnern auf kein Verständnis stößt, geht es doch bei der Sendung um Quote durch Reue. Doch im Laufe des Abends kommen noch andere Hintergründe zu dem Vorfall ans Licht, die auch die Motive von Mona in eine andere Perspektive rücken.
Regisseur Bakhshi hat sich für sein packendes Echtzeit-Drama eine iranische Fernsehshow zum Vorbild genommen, die es tatsächlich bis vor zwei Jahren gegeben hat. Dass er seinen Film tatsächlich in Teheran drehen konnte, grenzt fast an ein kleines Wunder, gilt doch der iranische Wächterrat nicht gerade als Fan von immanenter Systemkritik.
Künstlerisch riskant, war auch die Entscheidung, den Film beinahe in Echtzeit spielen zu lassen, weil es viel schwieriger ist, über einen kurzen Zeitraum einen Spannungsbogen aufrecht zu erhalten. Für den aus dem Dokumentarfilm kommenden Bakhshi war das aber ein Risiko, das er gerne in Kauf genommen hat, wie er im Februar bei der Berlinale erzählt hat. Der Zynismus einer TV-Show, in der live über Leben und Tod entschieden wird, ist für ihn auch Resultat einer Medienwelt, die von Konzernen gesteuert wird, für die Quote der einzige relevante Faktor ist. Das Kino ist für ihn ein wichtiger Gegenspieler, weil es unabhängiger agieren kann.
Yalda. Ab 25.9. im Kino. Johannes Rhomberg