Die alleinerziehende Alice schlägt ihrem Sohn vor, die Pflanze „Little Joe“ zu nennen und fortan kümmert sich der Teenager liebevoll um seinen eingetopften Namensvetter. Die Wirksamkeit der Pflanze als Antidepressivum soll auf dem Bindungshormon Oxytocin beruhen. Doch die Pollen der Pflanze scheinen noch viel mehr in sich zu haben.
Bald nimmt Alice Veränderungen an ihrem Sohn war, die ihr unheimlich sind. Und als Joe schließlich auch noch zu seinem Vater ziehen will, erkennt sie ihn überhaupt nicht wieder. Als sich Alice schließlich überwindet, ihre Bedenken mit den Arbeitskollegen zu teilen, stößt sie auf taube Ohren. Kein Wunder, denn längst hat die Blume offenbar auch die Mitarbeiter erwischt.
Mit ihrem neuen Film „Little Joe“ hat es Regisseurin Jessica Hausner als erste Österreicherin in den Hauptbewerb von Cannes geschafft. Die Geschichte ist auf einer vordergründigen Ebene ein unheimliches Sciene-Fiction-Märchen, das mit Referenzen an den Kultfilm „Die Körperfresser kommen“ spielt. Auf einer zweiten Ebene ist der Film eine Kritik am unvorsichtigen, von Wirtschaftszwängen diktierten Umgang mit der Gentechnik. Auf einer drittten Ebene ist der Film aber auch die Geschichte einer Mutter-Kind-Beziehung. Und die allergrößte Stärke des Films liegt dabei darin, dass man sich nie sicher sein darf, auf welcher Ebene er gerade spielt.
Stilistisch zeigt Hausner eine enorm feine Klinge, wenn es darum geht, das Unheimliche im Heimeligen und das Dunkle im Hellen zu zeigen. Und auch bei ihrem größtenteils britischen Cast hat sie die ideale Mischung gefunden. Die subtile Komik, die Hauptdarstellerin Emily Beecham einbringt, war mit Auschlag gebend für ihre Besetzung. Beim Filmfestival in Cannes hat Emily Beecham prompt die Auszeichnung als beste Darstellerin mit nach Hause genommen.
Little Joe. Ab 1.11. im Kino. Johannes Rhomberg