Einen der Höhepunkte gab es bereits zu Jahresbeginn. In "The Brutalist" konnte Charakterdarsteller Adrian Brody wieder einmal brillieren, der für seine Rolle auch den Oscar als bester Hauptdarsteller bekommen hat. Er verkörpert darin den fiktiven Architekten Laszlo Toth, der nach seiner Flucht vor den Nazis in den USA ein neues Leben beginnt, wo er durch den vulgären Industriellen van Buren die Möglichkeitn bekommt, ein monumentales Bauprojekt umzusetzen, das ihn an die Grenzen seiner Belastbarkeit bringt. Regisseur Brady Corbet zeigt darin eine künstlerisch eigenständige Handschrift.
Bereits etabliert ist die Handschrift des Griechen Yorgos Lanthimos. Er kam mit der Kapitalismus/Verschwörungstheorie-Satire "Bugonia" ins Kino und lässt darin mit gewohnt schwarzem Humor Emma Stone als zynische CEO und Jesse Plemons als Verschwörungstheorie-Opfer aufeinander los.
Apropos Verschwörungs-Theorien: Horror-Spezialist Ari Aster nahm in "Eddington" nicht nur die Anhänger solcher Theorien in Corona-Sachen aufs Korn, sondern auch die Anhänger der Marketing-Botschaften von Regierungen und Pharmakonzernen, die in den Pandemie-Jahren ihre Wirkung entfaltet haben. Pedro Pascal und Joaquin Phoenix kämpfen darin um die Herzen der Einwohner einer abgeriegelten Kleinstadt in New Mexico. In Cannes war Eddington für die Goldene Palme nominiert.
Politisch ging’s auch hoch her im Kino. Der Bedrohung der Demokratie von rechts widmeten sich der amerikanische Beitrag "The Change" und der französische Beitrag "Mit dem Feuer spielen". Der Bedrohung der nordirischen Identität durch die englische Hegemonie widmet sich der Spielfilm "Kneecap", über die gleichnamige Rapcombo. Die politische Bedeutung von Musik spielt auch eine zentralle Rolle in der spannenden Doku "Soundtrack to a Coup d’Etat". Sie widmet sich der von der CIA initiierten Ermordung des kongolesischen Premiers Patrice Lumumba, der dem Hegemonial-Streben der USA im Afrika der 60-er Jahre ein Dorn im Auge war. Zuvor hatten die Amerikaner noch mit Soft Skills versucht, das kongolesische Volk vom American Way zu überzeugen: indem man die Jazz-Ikonen Louis Armstrong, Nina Simone und Dizzie Gillespie vorbeischickte.
Den Widersprüchen zwischen Sozialismus und Kapitalismus ging eine weitere Doku auf den Grund. "Blum – Masters of their own Destiny" portraitiert den Unternehmer Emerik Blum, der im heutigen Bosnien Herzegowina nach dem 2. Weltkrieg ein international erfolgreiches Unterehmen etablierte, das die Mitarbeiter in der Unternehmensführung mitbestimmen ließ und die Gewinne unter ihnen verteilte, was in Zeiten von Aktienunternehmen wie Science Fiction klingt.

