Bei genauerem Hinsehen wird die glitzernde Welt jedoch schnell brüchig: Bonnie, die nach einer unbedachten Affäre ihre Ehe und gesicherte Existenz in New York aufgeben musste, zieht seither irrlichternd durch Europa, im Schlepptau ihre heranwachsende Tochter Flor, die sich gegen die selbstherrliche und bevormundende Mutter kaum zur Wehr setzen kann. In ihrem Bemühen, den Schein eines glanzvollen Lebens aufrechtzuerhalten, sind Bonnie alle Mittel recht – auch die mutwillige Missachtung des bedenklichen Zustands ihrer angeblich über alles geliebten Tochter. Sie muss und will ihre Version des Lebens aufrechterhalten – koste es, was es wolle. Als messerscharfe Beobachterin und Stilistin ersten Ranges erzählt Mavis Gallant in diesem 1959 erstmals erschienenen, kunstvoll angelegten Roman die Geschichte einer heillosen Mutter-Tochter-Beziehung. Eindrucksvoll beschreibt sie das immer groteskere Züge annehmende Spiel von Liebe und Zurückweisung, in dem es am Ende nur Verliererinnen geben wird. Sprachlich elegant und von literarischer Präzision funkelt dieses kleine Meisterwerk in der überarbeiteten Neuausgabe und rückt die große, bisher viel zu wenig beachtete kanadische Autorin wieder ins rechte Licht.
Montag, 10 Dezember 2018 09:29
Grünes wasser grüner himmel
Autor: Mavis Gallant
erschienen in der Edition Anna Jeller
Von außen betrachtet, führen Bonnie und ihre Tochter Flor ein mondänes Leben. Die Sommer verbringen sie an der Cote d‘Azur oder in Venedig, auch Paris ist ein häufig gewählter Aufenthaltsort.
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