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Montag, 30 Juni 2025 01:07

Carl Craig

Carl Craig

Für manche Produzenten fällt es in der heutigen Zeit sehr schwer, nach Superlativen zu suchen, werden diese doch leider viel zu oft schamlos missbraucht. Ich werde hier nicht von einem Ausnahmekünstler oder gar von einem Genie sprechen. Obwohl genau diese Attribute am ehesten auf Carl Craig zutreffen würden. Deshalb beschreibe ich ihn kurz und bündig, als wichtigsten musikalischen Vertreter Detroits! Und das, obwohl es dort viele Leute gibt, die ich unglaublich schätze, und es gerade im Bereich Techno lange vor Craig Produzenten gab, die viel bewegten. Größtenteils sind diese jedoch zu Legenden erstarrt oder bilden sich ein, mit einer gewissen Underground-Masche den Kiddies in Europa etwas vorzumachen. Craig hingegen verkörpert den futuristischen Geist von Techno, der längst den tiefen Kellergewölben entkommen ist. Und das ist gut so!

All seine Releases und Pseudonyme aufzuzählen, ist für manche Thema ihrer Diplomarbeit. Mehr Auskunft gibt’s auf discogs.com. Mein erster Kontakt mit Craig war vor, ach du meine Güte, 34 Jahren, als ich mir in Manchester eine Platte namens "Crack Down" von Psyche kaufte. Von Carl Craig, dem Produzenten, wusste ich nichts. Ich mochte einfach die Aussage dieses Sounds: Wirkung durch Atmosphäre. In Erinnerung bleibt mir der Kommentar eines Typen, als ich den Track zwischen Stone Roses und KLF spielte: „Herst oida, spü ned so an Technoschas.“ Man verändert sich eben. Ich entdeckte wieder Jazz & Soul, er organisierte Techno-Raves in Wien. Rückblickend war ich Craig musikalisch wohl näher als er mir. Doch ich schweife ab.

1989, als Acid House Europa flutete und alle wie Clowns aussahen, veröffentlichte Carl Craig genau diese "Crack Down"-EP auf Derrick Mays Label Transmat. Neben Rhythim is Rhythim und Inner City war Craig ein neuer Held aus Detroit – aber mit ungeahnter stilistischer Breite. Ob als Psyche, Paperclip People, Urban Culture oder im Urban Tribe (mit Kenny Dixon & Anthony Rother) oder natürlich dem großartigen Innerzone Orchestra – Craig suchte nie die perfekte Maschine, sondern neue Perspektiven. Der größte Coup: Planet E, eines der bedeutendsten Labels Detroits neben UR und Moods n Grooves. Dort versammelten sich Künstler wie Moodyman, Alton Miller, Saunderson oder Recloose – allesamt getrieben von Seele, nicht Kalkül.

Ob flächige Strings oder knallharter Techno à la „die Holzpanele von der Decke brettern“ (Hans Nieswandt): Craig ist in jedem Genre zu Hause. Die Kategorie „Future Jazz“ wurde für ihn erfunden. Tracks wie „At Les“ oder „Bug in the Bassbin“, der Drum & Bass auf ein neues Level hob, sind Vinyl gewordene Klassiker. Seine musikalische Spannweite zeigt sich vor allem auch in seinen hunderten Remixen. Irgendwie sind sich alle einig: Alle lieben Carl Craig – auch wenn er heute manchmal seriös seltsam wirkt.

Techno? Schon lange keine Schublade mehr. Und schon gar kein Klischee. Am Freitag, dem 4. Juli, gastiert er in der Praterstrasse – supported by RADIO Superfly.

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