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j'accuse - screening room

j'accuse

Regie: Roman Polanski

Im Jahr 1894 spricht das Kriegsgericht den französischen Hauptmann Alfred Dreyfus des Hochverrats schuldig. Dreyfus wird aus der Armee entlassen und auf eine Insel verbannt. Währenddessen wird Major Picquart zum Chef des Geheimdienstes ernannt und muss dort bald feststellen, dass die Verurteilung von Dreyfus unrechtmäßig war. Doch statt den Prozess neu aufzurollen, wollen seine Vorgesetzten den Fall totschweigen.

Als neuer Chef des Geheimdienstes findet Picquart einen Apparat vor, der nicht nur keine moralischen Grenzen kennt, sondern bei dem auch nicht klar ist, wem er tatsächlich zuarbeitet. Die Methoden dagegen stecken zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen. So verbringen Picquarts Mitarbeiter die meiste Zeit damit, zerrissene Korrespondenzen zusammenzukleben. Eine davon soll belegen, dass Dreyfus für die Deutschen spioniert haben soll. Doch die Beweislage ist äußerst dünn.

Schließlich entdeckt Picquart, dass die Handschrift zu einem anderen Offizier gehört. Aber als er den Fall neu aufrollen will, stößt er bei seinen Vorgesetzten auf Widerstand. Der rührt nicht nur daher, dass den Fehler einzugestehen, die Unfehlbarkeit der Armee unterminieren würde, sondern auch schlicht aus unverhohlenem Antisemitismus. Denn Albert Dreyfus ist Jude.

Die sogenannte Dreyfus-Affäre hat die französische Gesellschaft Ende des 19. Jahrhunderts tief gespalten. Die fälschliche Verurteilung des jüdischen Offziers Dreyfus und der Versuch der Vertuschung löste einen Skandal aus, der noch lange nach wirkte. Damit einher ging ein regelrechter Medien-Krieg zwischen monarchistisch und antisemitisch geprägten Zeitungen einerseits und liberalen Medien andererseits. Der Schriftsteller Emile Zola veröffentlichte im Zuge dessen den Artikel „J’accuse“, in dem er für Dreyfus Stellung bezieht. Bezeichnenderweise musste Zola dafür wenig später aus Frankreich fliehen.  

Dieser Artikel ist titelgebend für den Film von Regisseur Roman Polanski. Er hat die Affäre Dreyfus als schnörkellose Kriminalgeschichte verfilmt, die nicht nur durch ihren geschmeidigen Erzählfluss besticht, sondern auch durch eine fantastische Ausstattung. Sie lässt eine Zeit wieder lebendig werden, in der Karteikarten auf einen Aktenordner verwiesen haben, in dem das ganze Material für einen Fall Platz hatte und nicht tausende Gigabyte in kleinen schwarzen Stiftchen stecken, wie es heute der Fall ist. Gäbe es eine Neuverfilmung von Doderers Strudelhofstiege, man würde unbedingt wollen, dass Polanski sie übernimmt. Bei den Filmfestspielen in Venedig hat er letztes Jahr für seinen unheimlich spannenden Justiz-Thriller den Silbernen Löwen eingeheimst.  

J’accuse. Ab 7.2. im Kino.                                             Johannes Rhomberg

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